Gartentipps - Insekten
Wildbienen sind mit ca. 600 Arten in unserer Umwelt präsent. Viele davon leben in unseren Gärten, aber auch auf Balkonen und Terrassen. Wie die Honigbiene sind sie wichtige Bestäuberinsekten. Um Gegensatz zu unserer Honigbiene leben die Wildbienen staatenlos, das heißt sie leben allein oder solitär.
In den letzten Jahren verzeichnen wir einen dramatischen Rückgang vieler Insekten, auch der Wildbienen.
Im Garten, auf Balkon oder Terrasse können wir einiges tun, um den Lebensraum für Insekten aufzuwerten. Wichtige Voraussetzungen für den Erhalt oder die Ansiedlung von Wildbienen sind das Vorhandsein von Nahrung, Nistmöglichkeiten und Material zum Bau der Nistplätze.
Es muss nicht gleich eine ganze Wildblumenwiese sein. Auch kleine Flächen helfen den Wildbienen. Bei der Auswahl sollten möglichst viele Pflanzenarten mit unterschiedlichen Blühzeiten und Blattstrukturen zum Einsatz kommen. Für jede Jahreszeit bieten sich Nektar – oder Pollenspendende Pflanzen aus dem Bereich der (Wild)Stauden für die Pflanzung im Garten und in Kübeln auf Balkonen und Terrassen an.
Eine Liste zu Nahrungspflanzen finden Sie unter:
Die Sächsische Gartenakademie bietet regelmäßig Seminare zum Thema: »Nahrungspflanzen für Insekten« an.
Offene Bodenstellen, Trockenmauern oder einfache Steinhaufen sind für den größten Teil der heimischen Wildbienen lebensnotwendige Nist- und Überwinterungsplätze, denn ca. 75% der Wildbienen in unserem Siedlungsraum leben im Boden.
Einige Wildbienen bevorzugen Hohlräume in Holz, wie Bohrlöcher oder Käferfraßgänge. Andere Wildbienen nutzen Stängeln oder Ranken von Pflanzen, nisten in Bambus- und Schilfröhren oder auch in Abbruchkanten oder Lehmwänden. Diese machen ca. 25% der Wildbienenarten aus.
Nisthilfen nutzen also nur den ca. 25% der Wildbienen, die eher »Röhren« bevorzugen. Dennoch ist es wichtig diese Wildbienen zu unterstützen. Es ist nicht nur eine Freude, die Wildbienen beim Bau zu beobachten, es fördert auch die Sensibilität gegenüber der Welt der Insekten und trägt zur Entspannung bei.
Im Handel ist das Angebot an fertigen Nisthilfen für in »Röhren« nistende Wildbienenarten groß. Diese sogenannten »Insektenhotels« bieten oft einen Mix an Materialien, die weder von den Wildbienen benötigt, noch von ihnen gut angenommen werden.
Nisthilfen können Sie selbst mit einfachen Mitteln bauen und diese ganz individuell gestalten.
In den Workshops der Sächsischen Gartenakademie zeigen wir in Theorie und Praxis die wichtigsten Basics zum Bau der Nisthilfen.
Einige Tipps zum Bau von Nisthilfen finden Sie auf den folgenden Seiten.
Einige Wildbienenarten bevorzugen markhaltige Stängel. Der Entwicklungszyklus der Wildbienen geht über das Gartenjahr hinaus. Die Insektenlarven überwintern in den Stängeln. Im nächsten Frühjahr oder Sommer erscheinen dann die vollentwickelten Tiere.
Pflanzen mit markhaltigen Stängeln sind beispielsweise Bromm- oder Himbeeren, Königskerze, Klette, Stockrose oder auch der Holunder. Außerdem haben viele andere (Wild)Stauden markhaltige Stängel.
Bei diesen Pflanzenarten reicht es aus, die abgeblühten oder abgeernteten Pflanzenteile stehen zu lassen und erst nach dem Winter zu schneiden. Lassen sich in den Pflanzenteilen kleine Löcher erkennen, sind diese oft von Insekten besiedelt. Diese Stängel können an einem warmen sonnigen Platz bis zum Ende der nächsten Gartensaison gelagert werden, um das Ausschlüpfen der Larven zu ermöglichen.
Wer Ordnung in den Garten bringen möchte kann die Pflanzen auch nach dem Abblühen oder der Ernte zurückschneiden. Die Pflanzenteile werden dann weiter im Garten gelagert. Hierbei werden die Stängel stets senkrecht aufgestellt oder aufgehängt. So entsprechen diese den natürlichen Vorkommen. Auch werden einzelne Stängel besser als gebündelte Stängel angenommen. Die Lagerzeit sollte ca. zwei Jahre betragen.
Einige Wildbienenarten bevorzugen hohle Stängel oder Bohrlöcher im Totholz.
Bambusarten oder Schilf sind als Niströhren bestens geeignet. Die Bambushalme können mit einer scharfen Säge oder Scheere auf eine Länge von ca. 10 bis 15 cm geschnitten werden. Die Schnittkante soll sauber gearbeitet sein. Die Halme dürfen weder geplatzt sein, noch dürfen diese Risse aufweisen. Diese Röhren werden nicht angenommen, da die Bienen sich selbst vor Verletzungen schützen. Auch müssen die Röhren am Ende vorschlossen sein. Achten Sie beim Schneiden darauf, dass die Nodien (Knoten) der Pflanzenteile an einem Ende sitzen. Dort ist der Stängel verschlossen. Mit dieser Seite werden die „Röhrchen“ in eine Dose geklebt, damit sie vor Nässe geschützt sind. Alternativ können auch Rahmen aus Holz genutzt werden. Die Öffnung der Halme soll eine Weite von 2 bis 9 mm aufweisen. Jede Bienenart bevorzugt eine eigene Röhrenweite.
In abgestorbenen oder totem Holz befinden sich oft Bohrlöcher oder Käfergänge. Wenn das Holz im Garten verbleiben kann, nutzen die Wildbienen es oft für die Anlage von Brutplätzen. Auch morsches Holz bietet ein wichtiges Nisthabitat. Vor allem Wildbienen, die ihre Nistgänge selbst in das Holz nagen, finden sich dort ein. Manchmal dauert es einige Zeit bis die Wildbienen das Altholz annehmen.
Hartholz, Laubholz, wie Eiche, Buche, Esche oder Erle sind sehr gut für den Bau einer Nisthilfe geeignet. Die Verwendung von abgelagerten, getrocknetem Holz verhindert Rissbildungen.
Einzelne Stamm- oder Aststücke sollten einen Durchmesser von mind. 10 cm aufweisen. Die Stärke von Kanthölzern soll ebenso mind. 10 cm betragen.
Mit einem scharfen Bohrer werden die Löcher quer zur Faser gebohrt. Auch das verhindert eine Rissbildung und somit die Verletzungsgefahr der Wildbienen. Die Lochtiefe beträgt das zehnfache des Durchmessers. Die Löcher sollen aber wenigstens 7 - 8 cm tief sein.
Das heißt: Beträgt der Lochdurchmesser 8 mm, sollte die Länge der Bohrung 8 cm betragen.
Weich- und Nadelhölzer sind eher ungeeignet. Am harzendem Holz verkleben die Flügel der Insekten, die rauen, splitternden Holzfasern führen zu Verletzungen.
Zur Vermeidung der Verletzungsgefahr werden die Löcher sehr sauber gesetzt und mit einer Feile oder einem anderen geeigneten Gerät entgratet. Zur Reinigung eignen sich auch Flaschenbürstchen oder Pfeifenputzer.
Einige Beispiele:
Lochdurchmesser in mm |
Wildbienenart |
8 - 9 |
Gehörnte Mauerbiene |
5 - 6 |
Rostrote Mauerbiene / Luzerne Blattschneiderbiene |
3 - 4 |
Gemeine Löcherbiene |
2 - 4 |
Scherenbiene |
Die im Boden nistenden Wildbienen bringen in unseren Gärten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen große Bestäuberleistungen. Ideal ist die Zusammenführung von Nisthabitat und Nahrungspflanze.
Im Garten eignen sich lückenhafte Stellen in der Bepflanzung oder auch vegetationsärmere Flächen. Diese Flächen lassen sich mit einfachen Mitteln schaffen. Oft reicht es schon, wenn die Ausfallstellen im Rasen nicht sofort nachgesät werden. Staudenflächen weisen eine „sparsame“ Bepflanzung auf oder sind weniger dicht bepflanzt. Idealer Weise liegen diese Flächen an einem sonnigen Ort. Zwischen den Pflanzen haben die Wildbienen genügend Raum, um ihre Niströhren in den Boden zu graben. Unversiegelte Flächen, wie die Zwischenräume bei Trittsteinen und Platten auf Gartenwegen werden ebenso von den Wildbienen angenommen.
Sandarien
Eine weitere Möglichkeit bodennistende Wildbienen zu fördern, bietet die Anlage einer sandigen Fläche, auch Sandarium genannt.
Die Wildbienen bevorzugen oft lehmig, sandige Böden um ihre Brutröhren anzulegen. Die Tiefe der Brutröhren beträgt ca. 40-50 cm. Durch einen Bodenaustausch können solche Flächen geschaffen werden.
Der vorhandene Boden wird ca. 40 – 50 cm tief ausgehoben. Je nach Bodenqualität wird der ursprüngliche Boden mit Sand oder Lehm gemischt und anschließend wieder eingebaut.
Zum Abschluss wird ein kleiner Sandhügel aufgeschüttet. Als Abgrenzung zur umgebenden Fläche eignetet sich eine Trockenmauer aus Natursteinen, wie Sandstein.
Der Kreativität steht hier nichts im Wege. So kann die Fläche z.B. auch zu einer Kräuterspirale erweitert werden.
Abschließend wird die Fläche nur spärlich bepflanzt, sodass die Bienen genügend Platz zum Bauen haben. Danach darf die Fläche ruhen.
Je größer ein Sandarium ist, desto besser ist es für die Ansiedlung für Wildbienen geeignet. Aber auch kleine Flächen (ca. 0,75 -1,0 m²) sind geeignet. Für den Balkon oder die Terrasse eignen sich auch mit Lehm- Sandgemisch gefüllte Gefäße.